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Rollenspiel mit Kindern mit Migrationshintergrund
Diesen November hatte ich Gelegenheit, drei Projekttage mit Kindern mit Migrationshintergrund durchzuführen. Die Idee war, durch Rollenspiele die Kinder spielerisch zum Sprechen und Schreiben zu aktivieren und sie gleichzeitig für Geschichten zu begeistern. Das Programm richtete sich an Gruppen von bis zu sechs Kindern zwischen acht und dreizehn Jahren. Ich muss zugeben, dass ich etwas unsicher war, ob die Kinder mit dem Spiel zurechtkommen würden, da sie immerhin der Geschichte folgen mussten und ich sonst zwar mit Kindern mit Teilleistungsstörungen arbeite, aber nicht mit Kindern, die Deutsch als Zweitsprache lernen. Ich kann allerdings vorwegnehmen: Es hat wirklich gut funktioniert.
Als erstes haben wir uns nach einer kurzen Vorstellungsrunde dem Thema des Spieles angenähert Märchen. Dazu wurde ein kurzes Märchen in leichter Sprache vorgelesen, in dem schon die zukünftigen Charaktere aus dem Rollenspiel auftauchten. Auch konnten in dieser Phase schon einige Wörter erklärt und Vorwissen eingebracht und aktiviert werden. Es war toll zu sehen, dass den Kindern im Laufe dieser Phase immer mehr Märchen einfielen, die sie schon kannten, manche aus ihren Heimatländern, manche in verschiedenen Versionen. Schnell war klar: Märchen gibt es überall auf der Welt, Märchen gibt es in unterschiedlichen Versionen. Danach wurden Die Charaktere mit Infozetteln besser vorgestellt: Hier kamen auch Fähigkeiten in den Blick, die im Spiel eine Rolle spielen würden. Danach erstellten die Kinder den Hintergrund ihrer Charaktere über eine Art Freunde-Buch. Hier konnte ich auch weiter bei Schreibung unterstützen. Die Kinder halfen sich jedoch auch viel gegenseitig und so hatten wir am Ende dieser Phase eine Abenteurertruppe, die schon viele Bezüge zueinander in ihrem Freundschaftsbuch gesammelt hatte – und jeder einen Charakter, von dem er oder sie und die anderen eine recht gute Vorstellung hatten.
So war auch der Einstieg in das eigentliche Spiel sehr unproblematisch. Durch unterstützende Musik und Bilder, die den jeweiligen Ort der Handlung illustrierten fanden die Kinder sehr schnell ins Spiel. Zur Sicherheit hatte ich viele Wortkarten vorbereitet, die ich jedoch wenig brauchte, die Kommunikation untereinander klappte gut, auch. Weil sich alle sehr viel Mühe gaben zu erklären, was sie meinten. Die in das Abenteuer eingebauten Aufgaben wurden mit viel Einsatz gelöst: Ich musste weniger helfen als gedacht und es gab tolle kooperative Lösungsansätze für knifflige Situationen, in denen jeder Charakter etwas beisteuerte.
Als Fazit kann ich sagen, dass meine Bedenken, ob das Angebot vielleicht zu schwierig wäre, unbegründet waren. Die Kinder kamen sehr gut mit dem Spiel und den einzelnen Aufgaben zurecht. Sie haben super im Team gearbeitet und auch kniffligere Sprachaufgaben mit viel Geduld gelöst.
Ich würde so ein Angebot jederzeit wieder machen und kann es auch anderen nur empfehlen!