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Es tut sich was – Workshop-Arbeit
Es tut sich was – Workshop-Arbeit
Mitte Mai 2022: Gerade habe ich den dritten interdisziplinären Workshop beendet. Damit habe ich mit EduTale® seit dem Frühjahr 2020 mehrere Workshops (nur für Lehrer*innen und fachübergreifende), fünf Projekttage an Schulen und so viele Stunden in der Therapie durchgeführt, dass es mir zu mühsam ist, diese zu zählen. Wenn ich auf das alles blicke, kann ich sagen: Es tut sich was!
In meinen Workshops gebe ich regelmäßig einen Einblick in die Theorie des Rollenspiels, erkläre die didaktischen Grundlagen für den Einsatz in Therapie und Schule und gebe Einblicke in die konkrete Arbeit in der Ergotherapie Praxis. Und ein mehrstündiger Praxisteil ist immer dabei, in dem wir eines der didaktischen Rollenspiele von EduTale® spielen, z.B. „Abenteuer im Märchenwald“.
In den Workshops sind auch erfahrene Rollenspieler*innen dabei. Doch immer ist es für fast alle ein Aha-Erlebnis, Pen-&-Paper und ihren beruflichen Alltag miteinander zu verbinden. Schön ist, dass es immer mehr Teilnehmende gibt, für die der Schritt zur Professionalisierung deutlich kleiner erscheint. Ich lerne mehr Teilnehmende kennen, die schon eigene Projekte umgesetzt haben oder nur ganz kurz davor stehen und die meine Fortbildung gerade über die Schwelle hebt, die sie noch überwinden müssen.
So wurde im Anschluss an den letzten Workshop überlegt, wie ein zielgerichteter Einsatz von Pen-&-Paper aussehen kann: ein Angebot für eine Projektwoche an einer Berufsschule und sogar das Thema einer Bachelor-Arbeit. Aber auch der Einsatz in anderen Therapie-Praxen und an Schulen kommt nicht zu kurz. Auch die Kommunikation mit Ärzten und Bildungseinrichtungen ist immer wieder Thema.
Um dies weiter zu unterstützen biete ich auf dem EduTale® Discord-Kanal einen Stammtisch und Raum für Test- und Übungs-Spielrunden an. Außerdem plane ich für den November ein neues Workshop-Format. Zielorientiertes Gestalten von eigenen Spielen für den professionellen Einsatz: In der „Abenteuer-Werkstatt“ könnt Ihr Grundlagen zur Entwicklung von eigenen Abenteuern erhalten und gemeinsam selbst Abenteuer erstellen, die ihr dann in Therapie und Schule einsetzen könnt.
Ich bin gespannt, in welche Welten und zu welchen Aufgaben uns diese Reise noch führt!
Eure Kathrin Fischer
Rollenspiele in der Schule - ein professioneller Ansatz
Rollenspiele in der Schule - ein professioneller Ansatz
Neben Workshops und meiner Rollenspielarbeit in der Ergotherapie ist das Vermitteln von Rollenspielkompetenz und das professionelle Leiten von Spielgruppen in der Schule ein wichtiger Bestandteil meines Berufes.
Der Einsatz von Rollenspielen in Schule kann mit verschiedenen Intentionen und in ganz unterschiedlichem Rahmen erfolgen. In den letzten Wochen hatte ich die Möglichkeit an zwei verschiedenen Schulformen und in drei verschiedenen Klassenstufen zwei ähnliche Konzepte auszuprobieren:
Das erste Projekt fand in einer sechsten Klasse eines Gymnasiums statt. Ziel war eine Gruppenarbeit, die für die Kinder ansprechend sein sollte und Möglichkeiten zur Reflexion über die Gruppenphase bieten sollte, um später im Schulalltag daran anknüpfen zu können.
Die Herausforderung war dabei die passgenaue, zeitliche Planung für einen fünfstündigen Schultag und für die synchrone Arbeitsphasen von Spielleitung und Spielerinnen: Es sollten Spielleiter*Innen in genau der Zeit ausgebildet werden, in der die Spieler*Innen ihre Charakterhintergründe erarbeiteten. Dafür wurde leicht zu nutzendes Spielleitermaterial erstellt sowie selbsterklärendes, ansprechendes Material für die Spieler*Innen, so dass das Spiel anschließend synchron in fünf Gruppen erfolgen konnte, die nur aus den Schüler*Innen bestanden. Außerdem war Abenteuer von mir so angelegt, dass alle Gruppen unabhängig voneinander an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiteten, so dass am Ende der Spielphase ein gemeinsames Endergebnis erkennbar wurde.
Im Anschluss erfolgte eine Reflexion über das Erlebte unter Nutzung von Plakaten und eine Einordnung der gewonnenen Erkenntnisse in Bezug auf Gruppenarbeit im Allgemeinen (Anforderungsbereich 3). Die meisten Schüler*Innen dieser Klasse gaben an, wieder spielen und in Zukunft auch leiten zu wollen.
Die Erfahrungen in der Klasse fünf waren sehr ähnlich, statt der Rahmenhandlung gab es einen spielerischen Ansatz in der Charakterentwicklung über Masken für die Spieler*Innen.
Ein weiteres Projekt fand in der OGS einer Grundschule mit Schüler*Innen einer dritten Klasse statt. Als OGS-Projekt befindet es sich am Schnittpunkt zwischen Schule und Freizeit. Eine Reflexion wurde deshalb nur in reduzierter Form eingeplant. Das Projekt wurde an zwei Tagen jeweils über zwei Stunden durchgeführt, die Spielleitung wurden diesmal nicht aus den Schüler*Innen, sondern aus Erzieher*Innen rekrutiert. Auch hier wollte die Mehrheit der Schüler*Innen gerne wieder spielen.
Die betreuenden Lehrer*Innen und Erzieher*Innen waren bei allen diesen Projekten mit der Durchführung zufrieden und könnten sich Wiederholungen für die Zukunft vorstellen (die weitere Planung läuft hier schon).
Meine Rolle in beiden Projekten war es nicht, zu spielen oder als professionelle Spielleiterin zu agieren. Sondern andere Menschen zu befähigen, eine Rollenspiel Leitung durchzuführen und die Supervision über das ganze Projekt zu behalten. Hier zahlt sich meine langjährige Erfahrung als Lehrerin aus, so dass ich ganz auf Augenhöhe mit dem Lehrpersonal das Projekt gestalten konnte.
Der Vorteil von mehr Rollenspiel in der Schule liegt sicherlich in zwei Dingen: Zum einen hilft es dem Hobby, dem ich auch privat sehr verbunden bin, Reichweite zu geben. Zum anderen ist Pen-&-Paper Rollenspiel eine hervorragende Methode für nachhaltiges Lernen und reiht sich in den Kanon anderer Spiel-Lernmethoden ein.
Aus diesem Grund wünsche ich mir für die Zukunft mehr Einsatz, insbesondere auch im Fachunterricht. Wenn die Schüler*Innen und Lehrer*Innen die Methode über solche Projekte kennenlernen, ist die Schwelle dafür deutlich reduziert. Eine bereits bekannte Methode könnte so in Zukunft leichter und mit weniger Zeitaufwand im Unterricht eingesetzt werden.
Eure Kathrin Fischer
Pen-&-Paper Rollenspielen als Beruf
Pen-&-Paper Rollenspielen als Beruf
„Hey, und was machst Du so?“
„Ich bin Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„Nein, ich mein beruflich.“
„Ach so, ok. Ich bin professionelle Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„…“
„😊“
So oder ähnlich laufen Dialoge ab, wenn ich auf meine Arbeit angesprochen werde und keine Lust habe zu erklären, was ich wirklich alles im Bereich Rollenspiel mache. Denn natürlich spiele ich nicht nur Rollenspiel. Und es gehört mehr zum Rollenspiel, als einfach ein Abenteuerbuch eines Verlages aufzuklappen und die Würfel herauszuholen. Insbesondere wenn ich den Anspruch habe, es professionell zu machen.
Wie sieht nun der Alltag einer professionellen Rollenspielerin aus?
Ich arbeite unter anderem in einer Ergotherapie-Praxis und führe dort in Kleingruppen in Zusammenarbeit mit der Ergotherapeutin zielorientiertes Pen-&-Paper Rollenspiel durch. Ich bereite mich auf jede Stunde intensiv vor, stelle Rätsel und andere, handlungsorientierte Aufgaben zusammen und integriere sie in das laufende Abenteuer. Jedes Spiel muss auf die therapeutischen Bedürfnisse der Patient*innen angepasst werden. Pen-&-Paper Rollenspiel Abenteuer und System für den therapeutischen Einsatz existieren nicht. Und so gestalte ich die Abenteuer und Systeme für meine Anwendung selber. Mein Alltag ist also bestimmt von Vorbereitung, Recherche, Abstimmung mit der Therapeutin, Durchführung des therapeutischen Rollenspiels, Dokumentation und Feedback Gespräche mit den behandelnden Ärzten.
Auch in der schulischen Anwendung reicht es nicht aus, einfach nur ein Rollenspiel Standardwerk aus dem Regal zu ziehen. Denn viele Systeme sind zu komplex für einen schnellen Einstieg und häufig nicht kindgerecht. In Zusammenarbeit mit der Lehrperson entwickele ich lehrplangerechte Rollenspiele und übe dadurch mit den Schüler*innen bestimmte soziale, kommunikative oder fachliche Kompetenzen. Auch hier besteht meine Arbeit in viel mehr als der Durchführung des Pen-&-Paper Rollenspiels, ganz wie in der therapeutischen Anwendung.
In der Anwendung in Unternehmen wird noch deutlicher, dass professionelles Pen-&-Paper Rollenspiel eine Dienstleistung ist. „Was möchte die Kund*innen z.B. im Bereich Teamevent oder inhaltlicher Arbeit erreichen?“ - ist eine wesentliche Frage. Ich merke, dass im Gegensatz zu meinem Rollenspielen im privaten Umfeld mein Ego hinter den Wünschen der Kund*innen zurücksteckt. In der professionellen Anwendung ist ein Wechsel in die Perspektive der Kund*innen notwendig. Und meine Freude an der Arbeit wird dann durch zufriedene Kund*innen erhöht.
Seit vielen Jahren evaluiere ich schon diese andere berufliche Ebene des Pen-&-Paper Rollenspiels. Und seit der Gründung von EduTale® im Jahr 2020 diskutiere ich mit vielen Menschen offen und konkret die neuen Anforderungen an Spielleitung und Rollenspiel, so zum Beispiel auf Edu-RPG Veranstaltungen des Waldritter e.V., auf der SPIEL, in internationalen Netzwerken für edukatives und therapeutisches Rollenspiel. Für mich zeichnet sich durch meine praktische Erfahrung und mein Kommittent zur Professionalisierung langsam ein Berufsbild Professionelle*r Pen-&-Paper Rollenspieler*in ab. Schon lange halte ich Tätigkeitsbeschreibungen, Fort- und Weiterbildung Übersichten, Kundenorientierung und Qualitätsmanagement für essentiell – auch um langfristig die Außendarstellung und Akzeptanz dieses Berufs zu verbessern.
Ich bin zum Glück nicht allein. 😊
Sondern in einem Team mit anderen Denker*innen und Praktiker*innen, die sich mit den Grundlagen des edukativen und therapeutischen Rollenspiels wissenschaftlich auseinandersetzen.
Ich organisiere regelmäßig internationalen und nationalen Austausch für Lehrer*innen und Therapeut*innen auf einem separaten Discord Server, u.a. mit Michael Low von „Luck of Legends“.
Und ich vernetze mich mit anderen Anbieter*innen professionellen Pen-&-Paper Rollenspiels. Ein herzlicher Gruß geht an die Mitglieder der Rollenspiel & Facillation LinkedIn Gruppe Markus Schönell, Janek Panneitz und Jacob Chromy, sowie zu den Kolleg*innen Jasmin Pascale und Irmi Schäffl von „twelve or higher“.
Wenn ihr Lehrer*innen oder Therapeut*innen seid und diese Methode in eurer täglichen Arbeit ausprobieren und einsetzen wollt, wenn ihr euch wissenschaftlich mit dem Thema Pen-&-Paper Rollenspiel auseinandersetzen wollt und wenn ihr mit mir und anderen an einer Verfeinerung des Berufsbildes eine*r professionellen Pen-&-Paper Rollenspieler*in arbeiten wollt….
… dann meldet euch gerne bei mir oder bei einer der genannten Gruppen und Menschen.
„Hey, und was machst Du so?“
„Ich bin Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„Nein, ich mein beruflich.“
„Ach so, ok. Ich bin professionelle Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„cool, das ist bestimmt anspruchsvoll und jeden Euro wert“
„Ohja. Und Spaß macht es auch“
Da möchte ich hinkommen!
In diesem Sinne und mit würfeligen Grüßen,
eure Kathrin
Pen-&-Paper Rollenspiel grenzenlos?
Pen-&-Paper Rollenspiel grenzenlos?
Heute möchte ich ganz kurz über die Einsatzfelder von Pen-&-Paper Rollenspielen schreiben, die mir in der letzten Zeit am häufigsten begegnet sind.
Klassisch wird Pen-&-Paper Rollenspiel im Freizeit-Sektor eingesetzt. Spieler*innen treffen sich real oder in letzter Zeit immer häufiger auch digital und tauchen in eine gemeinsame Geschichte ein. Sie treffen sich auf sogenannten Rollenspiel Conventions, vernetzen sich in Vereinen und diskutieren auf unterschiedlichen Social Media Kanälen über ihr liebsten Hobby.
Noch wenig doch immer stärker wachsend wird Pen-&-Paper Rollenspiel zusätzlich im edukativen und therapeutischen Bereich eingesetzt. Das ist der Bereich, in dem ich seit mehr als zwei Jahren aktiv bin und auch ein Alleinstellungsmerkmal habe. Ich bin in der Ergotherapie-Praxis Heiligenstock in Bergisch Gladbach ganz aktiv und praktisch dabei , sowie mit Projekttagen an Schulen in meinem Umkreis. Außerdem biete ich Beratung, Coaching und Workshops in diesem Bereich für Lehrer*innen und Therapeut*innen an. Pen-&-Paper Rollenspiel ist durch seinen positiven Effekt auf bestimmte schulische und therapeutische Ziele hervorragend auch außerhalb des Freizeit-Sektor einsetzbar. Insbesondere, wenn das Spiel durch Fachexpertise auf die Bedürfnisse und Ziele von Schüler*innen und Patient*innen angepasst wird. Auch hier findet zunehmend Vernetzung, auch international, statt. Ich bin froh, hierzu über meinen „EduTale®“ Discord-Kanal und den internationalen Discord-Kanal „TTRPG in education“ einen Beitrag leisten zu können. Hier können sich Expert*innen und Interessierte direkt austauschen, diskutieren und ihre Spiele ausprobieren. Wenn Ihr Interesse daran habt, einem der Server beizutreten, schreibt mich gerne an!
Auch in der Hochschule kann es eine interessante Methode zur Wissensvermittlung sein. Mich hat besonders gefreut, dass eine Teilnehmerin einer meiner Workshops im letzten Jahr sich entschlossen hat, ihre Bachelorarbeit zum diesem Thema zu schreiben.
Seit einigen Jahren wird verstärkt auch im Hinblick auf den Einsatz in Unternehmen gedacht und erste Produkte werden für diese Zielgruppe angeboten. Für mich macht der Einsatz von Pen-&-Paper Rollenspiel in Unternehmen sehr viel Sinn: Diese Spiele stärken das Team-Gefühl, helfen bei internen Auseinandersetzungen und es können sogar Lerninhalte vermittelt werden. Zum Beispiel können im Onboarding Prozess Organisation und Aufgaben spielerisch vermittelt werden. Oder es kann für eine Abteilung ein besonderes Team-Event durchgeführt werden, in dem sich Kolleg*innen auf einmal in anderen Rollen begegnen. Erste Firmen denken intern in diese Richtung und der Weg hin zu einem eigenen Rollenspiel für interne Zwecke ist nicht mehr weit. Auch gründen sich mittlerweile Firmen, die solche Angebote machen: 12 or higher und EduTale.
Kennt ihr noch andere Anwendungen außerhalb des Freizeitbereichs? Dann freue ich mich auf einen Kommentar von euch.
Pen-&-Paper Rollenspiel ist grenzenlos. Nur die Phantasie ist die Grenze.
Eure Kathrin Fischer
EduTale® Rück- und Ausblick
EduTale® Rück- und Ausblick
Ich möchte euch in diesem Beitrag, passend zum Jahreswechsel, einen Rückblick auf zwei Jahre EduTale® und einen Ausblick auf das Jahr 2022 geben.
Vor zwei Jahren im Januar 2020 habe ich EduTale® gegründet mit dem Ziel, meinen Aktivitäten im Pen-&-Paper Rollenspiel einen rechtlichen Rahmen zu geben und sichtbar für die Außenwelt zu werden.
Der erste Auftritt als EduTale® war dann bei einem Vortrag beim Westermann Verlag Anfang 2020. Schon dort zeigte sich, wie schnell Lehrende sich für den Einsatz von Pen-&-Paper Rollenspielen begeistern konnten. Gespielt wurde in einem 1 Tages Workshop das selbst entwickelte Spiel „Abenteuer im Märchenwald“ – eine Reise von Esel, Hund, Katz und Hahn durch eine von Zwergen und Wildschweinen besiedelte Märchenwelt. Bestärkt wurde ich auch durch das Feedback, dass ich durch meine Auftritte auf dem Educators Day der SPIEL in Essen in den letzten zwei Jahren erhalten habe.
Gleichzeitig begann meine Arbeit in der Ergotherapiepraxis Heiligenstock in Bergisch Gladbach, die bis heute fortgeführt wird. Aus einer gemeinsamen Idee mit der Therapeutin entstand eine Erfolgsgeschichte, in der bis heute rund 50 Kinder ergotherapeutische Förderung mit Pen-&-Paper Rollenspielen erhalten haben. Die dort erhobenen Daten zeigen eine signifikante Verbesserung ergotherapeutisch relevanter Parameter, das fachliche Feedback von Ärzten und der Therapeutin ist sehr positiv. Und den Kindern macht es einfach Spaß.
Erste Workshops für Lehrer_Innen, Ergotherapeut_Innen und Logopäd_Innen entstanden 2021. „Das es so viele Möglichkeiten gibt“ war eine typische und motivierende Reaktion der Teilnehmenden. Daraus entstanden erste Netzwerke von Therapierenden, die sich mit dem Einsatz von Pen-&-Paper Rollenspielen als Therapiemethode beschäftigen.
Wird Pen-&-Paper Rollenspiel und Education in einem Atemzug genannt, fällt mir sofort das edurpg barcamp des Waldritter eV ein. An dem nahm ich mit unterschiedlichen Vorträgen in den letzten zwei Jahren teil, und knüpfte wichtige Kontakte und teilweise auch Freundschaften.
Das Vernetzen in der #pnpde Szene, als auch in den Räumen möglicher professioneller Anwender von Rollenspiel zeigte langsam Früchte. So wurde ich zum Jubiläum der deutschen dnd Community eingeladen, etablierte den Austausch mit der therapeutischen ttrpg Szene in den USA und England und konnte das EduTale® Konzept der Firma Evonik vorstellen, die sich weiter intern damit auseinander setzen wird.
Blicke ich zurück sehe ich viel Gutes. Deshalb jetzt ein schneller Blick ins Jahr 2022:
Ich werde mich noch intensiver und fokussierter mit bestimmte Anwendungsbereiche von Pen-&-Paper Rollenspielen beschäftigen. Dazu gehört sicherlich die Anwendung im therapeutischen Bereich und Schulen. Aber auch die Anwendung in Unternehmen und im Freizeitbereich. Dazu werde ich neue Workshops entwickeln und anbieten.
Seit Dezember bilde ich mich zu Fachtherapeut Schule weiter mit spannenden Inhalte wie Graphomotorik und Konzentrationsstörungen: Bereiche, die gezielt durch spezifisch aufgearbeitete Pen-&-Paper Rollenspiele gefördert werden können.
Und im Frühjahr wird EduTale® in einem neuen Design erstrahlen – mehr möchte ich aber nicht verraten.
Bleibt gespannt und neugierig.
Pen-&-Paper Rollenspiele in der Familie
Pen-&-Paper Rollenspiele in der Familie
Spielen im alten oder neuen Freundeskreis ist super. Viele, die schon lange spielen, verknüpfen das Spielerlebnis mit einer gewissen Peer-Group, es gibt jedoch keinen Grund, sich auf diese Gruppen zu beschränken, das führt eher zu Exklusion in der Rollenspielszene. Umso schöner ist es zu sehen, dass immer mehr Familien das Pen-&-Paper Rollenspiel für sich entdecken. Auch für meine professionelle Beschäftigung mit dem Thema war das Spielen in der Familie und die spannenden Beobachtungen, die ich dabei gemacht habe, der Auslöser. Deshalb möchte ich euch ans Herz legen, mit euren Familien zu spielen:
1. Wenn wir miteinander spielen, hören wir uns intensiv zu. Kinder lassen sich gerne Geschichten erzählen und hier dürfen sie dabei selbst aktiv werden. Das wird schnell zu einem spannenden, intensiven Erlebnis. Sie erleben außerdem, dass ihnen selbst zugehört wird und das, was sie sagen, relevant ist und Auswirkungen auf das Spiel hat.
2. Man kann seine Familienmitglieder von einer anderen Seite kennen lernen. Im Spiel können sie andere Rollen auf verschiedenen Ebenen einnehmen, dabei haben Kinder oft wenig Hemmungen, eine Rolle auszuspielen und lassen sich intensiv auf eine Geschichte ein. Meine Erfahrung ist außerdem, dass sie die Mechanismen des Spieles schnell begreifen. Man kann oft schneller als gedacht das Spiel aus der Hand geben, Entscheidungen des Worldbuildings abgeben und sie auch selbst leiten lassen (Meine Großen haben mit neun ihre ersten Abenteuer nach Textvorlage geleitet, aber auch die Sechsjährige kann schon einfache Abenteuer als Landkarten plotten und leiten).
3. Ein netter Nebeneffekt ist dabei, dass sie aktiv lernen, wie Geschichten aufgebaut werden. Davon haben sie in Klassenarbeiten schon profitiert (weshalb ich auf die Idee kam, es didaktisch zu nutzen). Sie lernen aber auch, wie an eine Person beschreiben kann, dass Figurenmotivation wichtig für eine Geschichte ist und – und das ist mein persönlicher Anspruch – dass es viele Möglichkeiten geben kann eine problematische Situation zu lösen und Gewalt meist die schlechtere Wahl ist.
Und hier bin ich an dem Punkt, der mir besonders wichtig ist: Mit den Geschichten, die wir erzählen offenbaren wir einen bestimmten Blick auf die Welt. Ich möchte hier keine verkürzte Schwarz-Weiß-Sicht verstärken. Bösewichte sind nicht böse, weil sie böse sind, auch die haben eine Motivation. Wir können diese Interaktionen spielen und Figuren im Spiel können kommunizieren. Das ist auch für Kinder nicht zu komplex: Allerdings müssen manche das erst lernen, weil sie aus Computerspielen andere Strategien gewohnt sind. Gleichzeitig sollte man offen dafür sein, Motive aus den Interessensgebieten der Kinder zuzulassen, auch wenn sie zunächst nicht in die eigene Vorstellung von Rollenspiel passen.
Wir haben beispielsweise mit meinem Sohn ein Abenteuer gespielt, zu dem er sich durch ein GIF inspirieren ließ: Eine tanzende Banane. Dieses Abenteuer hatte alles: Spurensuche, Action, tragische Wendungen, geheime Investigation, eine Verfolgungsjagd und plotrelevantes Tanzen. Es war spannend und unterhaltsam, für die größere und die kleinere Schwester und auch für uns als Eltern. Und ich muss zugeben: Da wäre ich niemals selbst drauf gekommen.
Jetzt schreibe ich die ganze Zeit vom Spielen mit Kindern, da muss man aber nicht stoppen. Ich habe es jetzt auch mal mit meiner Mutter und meiner Tante ausprobiert und auch das hat wirklich gut funktioniert, ich habe mich eigentlich nur gefragt, warum ich es nicht vorher ausprobiert habe. Zu Beginn kostete es sie etwas Überwindung sich mit etwas zu beschäftigen, was keinen offensichtlichen Sinn ergibt, dabei nur für sich selbst und nicht für die Kinder gedacht ist und sich in die Geschichte hineinfallen zu lassen. Auch hier war es eine intensive, gemeinsame Zeit in der man sich selbst, die anderen und den Blick auf die Welt neu kennengelernt hat.
Spiele für alle:
Monsterjagd (Uhrwerk Verlag): Das Spiel ist vor allem für kleinere Kinder konzipiert und in verschiedenen Komplexitätsgraden spielbar. Die Alltagswelt wird mit Monstern ergänzt, die alle bestimmte Eigenschaften haben. Wer ein Monster kennt und sich ihm gegenüber richtig verhält, hat hier die besten Chancen und kann sich vielleicht auch mit ihm anfreunden.
Beyond the Wall (System Matters): Wem auch diese Regeln noch zu schwierig sind (abgespecktes oldschool D&D) kann sie leicht noch etwas vereinfachen. Das Spiel ist durch sein bodenständig fantastisches, teils märchenhaftes Setting mit wenig Änderungen (zu Gruseliges oder Gewalt abschwächen) für Kinder und Großeltern gut geeignet. Auch der Dorfcharakter und die NSCs sind für die Älteren etwas, woran sie gut mit Erfahrungen anknüpfen können. Bei nachlassender Sehfähigkeit die Infos aus dem Charakterbogen einfach in größerer Schrift drucken.
Und dann finde ich Rollenspiel besonders wertvoll: Wenn man es teilt, damit der Blick sich erweitern kann und es nicht in seiner exklusiven Gruppe immer in gleicher Form wiederholt. Familie ist erstmal recht exklusiv, aber durch die Generationenstruktur kann es von hier aus leicht geteilt werden.
Eure Kathrin Fischer