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Rollenspiele in der Schule - ein professioneller Ansatz

veröffentlicht am: 24.04.2022
Rollenspiele in der Schule - ein professioneller Ansatz

Neben Workshops und meiner Rollenspielarbeit in der Ergotherapie ist das Vermitteln von Rollenspielkompetenz und das professionelle Leiten von Spielgruppen in der Schule ein wichtiger Bestandteil meines Berufes. 

Der Einsatz von Rollenspielen in Schule kann mit verschiedenen Intentionen und in ganz unterschiedlichem Rahmen erfolgen. In den letzten Wochen hatte ich die Möglichkeit an zwei verschiedenen Schulformen und in drei verschiedenen Klassenstufen zwei ähnliche Konzepte auszuprobieren: 

Das erste Projekt fand in einer sechsten Klasse eines Gymnasiums statt. Ziel war eine Gruppenarbeit, die für die Kinder ansprechend sein sollte und Möglichkeiten zur Reflexion über die Gruppenphase bieten sollte, um später im Schulalltag daran anknüpfen zu können.

Die Herausforderung war dabei die passgenaue, zeitliche Planung für einen fünfstündigen Schultag und für die synchrone Arbeitsphasen von Spielleitung und Spielerinnen: Es sollten Spielleiter*Innen in genau der Zeit ausgebildet werden, in der die Spieler*Innen ihre Charakterhintergründe erarbeiteten. Dafür wurde leicht zu nutzendes Spielleitermaterial erstellt sowie selbsterklärendes, ansprechendes Material für die Spieler*Innen, so dass das Spiel anschließend synchron in fünf Gruppen erfolgen konnte, die nur aus den Schüler*Innen bestanden. Außerdem war Abenteuer von mir so angelegt, dass alle Gruppen unabhängig voneinander an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiteten, so dass am Ende der Spielphase ein gemeinsames Endergebnis erkennbar wurde. 

Im Anschluss erfolgte eine Reflexion über das Erlebte unter Nutzung von Plakaten und eine Einordnung der gewonnenen Erkenntnisse in Bezug auf Gruppenarbeit im Allgemeinen (Anforderungsbereich 3). Die meisten Schüler*Innen dieser Klasse gaben an, wieder spielen und in Zukunft auch leiten zu wollen.

Die Erfahrungen in der Klasse fünf waren sehr ähnlich, statt der Rahmenhandlung gab es einen spielerischen Ansatz in der Charakterentwicklung über Masken für die Spieler*Innen. 

Ein weiteres Projekt fand in der OGS einer Grundschule mit Schüler*Innen einer dritten Klasse statt. Als OGS-Projekt befindet es sich am Schnittpunkt zwischen Schule und Freizeit. Eine Reflexion wurde deshalb nur in reduzierter Form eingeplant. Das Projekt wurde an zwei Tagen jeweils über zwei Stunden durchgeführt, die Spielleitung wurden diesmal nicht aus den Schüler*Innen, sondern aus Erzieher*Innen rekrutiert. Auch hier wollte die Mehrheit der Schüler*Innen gerne wieder spielen.

Die betreuenden Lehrer*Innen und Erzieher*Innen waren bei allen diesen Projekten mit der Durchführung zufrieden und könnten sich Wiederholungen für die Zukunft vorstellen (die weitere Planung läuft hier schon).

Meine Rolle in beiden Projekten war es nicht, zu spielen oder als professionelle Spielleiterin zu agieren. Sondern andere Menschen zu befähigen, eine Rollenspiel Leitung durchzuführen und die Supervision über das ganze Projekt zu behalten. Hier zahlt sich meine langjährige Erfahrung als Lehrerin aus, so dass ich ganz auf Augenhöhe mit dem Lehrpersonal das Projekt gestalten konnte.

Der Vorteil von mehr Rollenspiel in der Schule liegt sicherlich in zwei Dingen: Zum einen hilft es dem Hobby, dem ich auch privat sehr verbunden bin, Reichweite zu geben. Zum anderen ist Pen-&-Paper Rollenspiel eine hervorragende Methode für nachhaltiges Lernen und reiht sich in den Kanon anderer Spiel-Lernmethoden ein. 

Aus diesem Grund wünsche ich mir für die Zukunft mehr Einsatz, insbesondere auch im Fachunterricht. Wenn die Schüler*Innen und Lehrer*Innen die Methode über solche Projekte kennenlernen, ist die Schwelle dafür deutlich reduziert. Eine bereits bekannte Methode könnte so in Zukunft leichter und mit weniger Zeitaufwand im Unterricht eingesetzt werden. 

 

Eure Kathrin Fischer