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Rollenspiele - eine Frage des Alters?

veröffentlicht am: 16.08.2022
Rollenspiele - eine Frage des Alters?

Rollenspiel scheint ein Spiel für Männer mittleren Alters mit akademischen Hintergrund zu sein. So das gängige Klischee, das auch in vielen Medien so wiedergespielt wird. Ich denke da insbesondere an die Serie „Big Bang Theorie“, in der vier männliche Wissenschaftler einer Universität u.a. das Rollenspiel Dungeon und Dragons spielen.

Auch die aktuelle Rollenspielumfrage der deutschen Pen-&-Paper Rollenspiel Verlage aus dem Jahr 2022, an der sich mehr als 7000 Spieler*Innen beteiligt haben, bestätigt dieses Bild.

Bild: Online Umfrage 2022 der Interessensgemeinschaft deutscher Pen-&-Paper Rollenspiel Verlage

Bild: Online Umfrage 2022 der Interessensgemeinschaft deutscher Pen-&-Paper Rollenspiel Verlage

Mehr als 3/4 der Spieler*Innen, die an der Umfrage1 teilgenommen haben, sind zwischen 25 und 50 Jahre alt, die Altersgruppen unter 18 Jahre und über 60 Jahre tauchen fast nicht auf. Das ist auffallend, ist doch die Altersverteilung in Deutschland eine andere2: 17% der Menschen in Deutschland sind unter 18 Jahre alt, 29% sind 60 Jahre oder älter. Haben Menschen dieser Altersgruppen kein Interesse an Pen-&-Paper Rollenspiel oder gibt es keine passenden Spiele für diese Altersgruppen?

Bild: Altersverteilung der deutschen Bevölkerung Statista

Bild: Altersverteilung der deutschen Bevölkerung Statista

Zunächst ist beim Vergleich der Statistiken Vorsicht angebracht. Die Umfrage unter den Spieler*Innen wurde ausschließlich online durchgeführt und soziale Medien wie Facebook, Twitter und Rollenspiel spezifische Foren verwendet, um Teilnehmer zu gewinnen. Die Nutzer von Facebook und Twitter zeigen eine andere Altersverteilung als Daten der Gesamtbevölkerung: Wesentlich weniger junge, bzw. alte Menschen nutzen Facebook und Twitter3. Der Anteil der unter 18 jährigen beträgt bei Facebook 8%, bei Twitter 6%; der Anteil der über 60 jährigen beträgt bei Facebook weniger als 11%, bei Twitter weniger als 8%. Das liefert schon einen Teil der Erklärung für die geringe Resonanz des Pen-&-Paper Rollenspiels bei sehr jungen, wie auch sehr alten Menschen im Rahmen der Rollenspiel Umfrage.

Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass Rollenspiele für sehr junge, wie auch ältere Menschen geeignet sein können. Ja, sie eignen sich sogar für ein Generationen übergreifendes Spiel, z.B. in der Familie oder in Vereinen.

Foto: Pia Leandra Rodermond

Foto: Pia Leandra Rodermond

Auch viele andere Spieler*Innen haben eigene Kinder und knapp 26% nutzen Rollenspiele innerhalb der Familie, wie die Online Umfrage der Rollenspiel Verlage zeigt1.

Das inhaltliche Potential für den Einsatz von Pen-&-Paper Rollenspielen ergibt sich durch die kooperativen und kommunikativen Aspekte. Uns führt es regelmäßig als Familie an einen Tisch. Und auch erste Spieleabende mit der Großmutter, der Großtante und Freundinnen dieser Generation funktionieren ohne Probleme. Dabei achte ich jedoch darauf, dass entweder familienfreundliche Spiele genutzt werden oder Standardspiele modifiziert werden. Denn viele gängige Rollenspiele enthalten Gewalt oder sexistische Elemente, die ich z.B. für Kinder unangebracht finde. Das Angebot für familienfreundliche Spiele wächst jedoch: Nennen möchte ich Little Wizard von Green Gorilla, Beyond the Wall von System Matters, sowie Tails of Equestria und Die Schwarze Katze von Ulisses. Gerne verwende ich auch meine eigenen Spiele, die ich für den Einsatz in der Schule und in der Therapie entwickelt habe.

Foto: Pia Leandra Rodermond

Foto: Pia Leandra Rodermond

 

Pen-&-Paper Rollenspiel ist keine Frage des Alters. Ich sehe sogar Potential für den Generationen übergreifenden Einsatz und bin gespannt, ob Rollenspiel Verlage noch mehr in diese Richtung entwickeln werden.

 

Mit rollenden Grüßen,

 

Eure Kathrin Fischer

 

 

Referenzen:

1 Daten aus der Rollenspielumfrage - System Matters Verlag (system-matters.de)

2 Verteilung der Bevölkerung nach relevanten Altersgruppen 2021 | Statista

3 Demografie sozialer Netzwerke (futurebiz.de)